Anwaltsdramedy um taffe Mutter und gewitzten Sohn
Rezension von Bernd Krannich – 26.09.2023, 16:21Uhr
Die aktuelle US-amerikanische Anwaltsdamedy „So Help Me Todd“ feiert am heutigen Dienstag bei 13th Street ihre Deutschlandpremiere. In den USA wurde sie beim Sender CBS hergestellt, dessen Zuschauer einen ähnlichen Altersschnitt erreichen, wie das deutsche ZDF. Das merkt man leider den Themen und der Machart an.
Zentral sind eine eher gesetzte Anwaltskanzlei, eine Anwältin Anfang 60 sowie deren erwachsene Kinder im Alter von Mitte 30. Die Ausrichtung der Serie auf einer Skala von altbacken bis spritzig lässt sich bereits am Namen ablesen, einem schnöden Wortspiel zum aus diversen US-Serien bekannten Zeugenschwur vor Gericht, die Wahrheit zu sagen, So help me god!
Im Zentrum der Serie steht der eigenwillige Privatermittler Todd (Skylar Astin, „Pitch Perfect“, „Zoey’s Extraordinary Playlist“). In den Augen seiner Mutter Margaret (Marcia Gay Harden; Oscar für „Pollock“; „Code Black“) hat Todd nie etwas aus sich gemacht und ist das schwarze Schaf unter ihren Kindern: Er arbeitet als Privatermittler.
„Schlimmer“ noch: Durch unlautere Methoden einer Geschäftspartnerin hatte Todd seine offizielle Lizenz verloren und arbeitet nun in eher windigen Jobs, bei denen er etwa Versicherungsbetrug nachweisen soll.
Margaret hingegen war seinerzeit jung zur Witwe geworden und hatte sich mit harter Arbeit und Anpassungsfähigkeit an die Regeln der Geschäftswelt eine gute Position als Anwältin erarbeitet. Auch Todds Geschwister sind beruflich erfolgreich.
Als Margarets jetziger Ehemann Harry (Mark Moses, „Desperate Housewives“) spurlos verschwindet, wird sie aus der Bahn geworfen – zumal die Indizien schnell darauf deuten, dass Harry sich selbst aus dem Staub gemacht hat, es also kein Verbrechen oder einen Unfall gab. Todd springt seiner Mutter bei und hilft ihr, das Mysterium zu klären. Und mit findigen Ermittlungstricks, die nicht immer legal sind, hilft er Margaret auch in ihrem aktuellsten Mordfall.
Dadurch wird sie letztendlich etwas offener für sein unorthodoxes Vorgehen und verschafft ihm einen Job als Ermittler in ihrer Kanzlei. Auch sonst beginnt sie ihr Leben mit neuen Augen zu sehen, etwa die Tatsache, dass sie in ihrer Kanzlei schon lange geduldig auf eine Beförderung gewartet hat. Todd hingegen lernt zu schätzen, dass es Vorteile mit sich bringt, wenn man im Leben ernst genommen wird. Und sich ein Auto leisten kann.
Zu den weiteren zentralen Figuren der Serie gehören einerseits die Anwältin Susan (Inga Schlingmann), die in Margarets Kanzlei arbeitet. Todd und Susan waren früher einmal ein Paar, aber Susan war Todd nie „ernsthaft“ genug gewesen. Dazu kommt der bisher alleinige festangestellte Ermittler der Kanzlei, Lyle (Tristen J. Winger), ein auf Ordnung bedachter Mann, der wenig Freude daran hat, dass Todd sich in seine Domäne drängt und für Unordnung sorgt. Weiterhin ist da noch Margarets Assistentin Francey (Rosa Arredondo). Sie gehört zu den wenigen Leuten, die der einschüchternden Margaret Paroli bieten kann und die anstrengende Chefin „managt“.
Und schließlich gehört noch Allison (Madeline Wise) zu den Hauptfiguren: Todds ältere Schwester, die als Ärztin in einer Notaufnahme arbeitet und die alle Ecken der Familie so gut es geht zusammenhält, aber in ihrem Leben auch Probleme hat. Todds Bruder Lawrence (Matthew Wilkas) arbeitet in Diensten des Gouverneurs – und ist wegen großer Arbeitslast selten im Kreis der Familie zu sehen – sein Zweig der Familie wird durch Ehemann Chet (Thomas Cadrot) vertreten, der mit dem Nachwuchs der beiden am Familientreffen teilnimmt.
Insgesamt ist „So Help Me Todd“ hinreichend unterhaltsam, so routiniert ist man in der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Wenn man als Zuschauer für Geschichten über eine überfürsorgliche Mutter von erwachsenen Kindern offen ist, dann kann man sich hier angenehm berieseln lassen. Die Serie umfasst auch deren Alltagsdramatik mit Mitte 30 zwischen der Rolle als „Kinder“ ihrer Mutter aber auch Erwachsene mit viel Verantwortung. Daneben gibt es Fälle mit ordentlichen Überraschungen sowie leichtem Ermittler-Klamauk und schließlich auch einer gehörigen Portion Der Zweck heiligt die Mittel
-Philosophie. Und wenn man sich auf die Serie einlässt, werden einem als Zuschauer die Figuren nach und nach ans Herz wachsen. Wie gesagt, so routiniert ist man in der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie.
Letztendlich fällt „So Help Me Tood“ in den Bereich der Serien, die man sich gut anschauen kann, die aber nie Must See TV
sein werden.
Dieser Text beruht auf der Sichtung von sieben Episoden von „So Help Me Todd“.
Meine Wertung: 3,5/5
„So Help Me Todd“ beginnt am 26. September seine Deutschlandpremiere bei 13th Street, immer dienstags ab 20:15Uhr werden Doppelfolgen ausgestrahlt. Die erste Staffel umfasst 21 Episoden. Die Serie wurde in den USA vor der jüngsten Streikwelle für eine zweite Staffel verlängert.