Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023) (2024)

Marvels kleinster Held steht in seinem dritten Solofilm vor gigantischen Aufgaben: Er muss ein guter Vater für seine Tochter Cassie werden, sich Kang dem Eroberer stellen, das Quantenreich retten und die nächsten Jahre des Marvel-Cinematic-Universe vorbereiten. Falls Sie nun nachschlagen müssen, wer ein „Kang“ und was ein „Quantenreich“ ist, dann sind die Chancen, dass dieser Film für Sie gemacht ist, winzig, winzig klein.

In einer Welt, in der gefühlt alle zwei Monate neue Superhelden erscheinen, ist es nicht leicht, ausgerechnet ein Ant-Man zu sein. Scott Lang (Paul Rudd), jedenfalls hat keine großen Ambitionen mehr, sondern möchte lieber einige Exemplare seiner Autobiographie verkaufen, in der nachzulesen ist, wie der kleine Avenger in den immer größer werdenden Superhelden-Kosmos passt. Auch der neue „Ant-Man“-Film muss damit kämpfen, seinem Protagonisten ein paar Alleinstellungsmerkmale zuzugestehen. Es gibt glücklicherweise zwei Triebfedern, die seit dem ersten Teil der Reihe eine Nische im Marvel-Universum für Ant-Man reservieren: Einerseits der Themenschwerpunkt auf Eltern-Kindern-Beziehungen und andererseits der Mythos vom Quantenreich. Ein schöner Zufall also, dass ausgerechnet Scotts Tochter Cassie (Kathryn Newton) gerade einen Weg gefunden hat, um mit dieser Welt zu kommunizieren. Es ist der Beginn eines Abenteuers, in dem Scott bequemerweise die Welt und seine Beziehung zu Cassie zeitgleich retten kann. Quantumania nimmt sich viel vor und würfelt im Eiltempo alle wichtigen Figuren zusammen, damit sie schnellstmöglich durch den Kaninchenbau von Raum und Zeit ins Quantenreich gesaugt werden können.

Das Quantenreich ist eine Welt, die kleiner als ein einzelnes Atom ist und doch – wenn man selbst nur noch ein wenig kleiner ist – die Ausmaße ganzer Galaxien annehmen kann. Bisher gab es nur flüchtige Einblicke. Nun endlich ist Marvel bereit, zu zeigen, was sich in diesem Mikro-Universum verbirgt. Doch ebenso wenig, wie es Dr. Strange gelang, sein Multiverse of Madness verrückt genug zu gestalten, gelingt es Quantumania, die Absurdität einzuhalten, die sein extravaganter Titel verspricht. Die Welt, die sich offenbart, ist eine Mischung aus Avatar und Star-Wars-Prequels und das Konzept des Mikroskopischen schimmert nur in wenigen Designideen durch. Bis auf den flirrenden Farbnebel am Himmel könnte es auch ein fremder Planet sein, der von den Guardians of the Galaxy besucht wird und spätestens als ein geleeartiges Alien darum bittet, ausgetrunken zu werden und fasziniert von Scotts Körperöffnungen ist, fällt es nicht mehr schwer, sich das ganze als Rick-and-Morty-Episode vorzustellen.

Déjà-vus stellen sich auch auf der Storyebenene ein, deren Hauptgeschmack „Ant-Man im Wunderland“ ist. Neben Scott und Cassie wurde auch die Pym-Familie ins Quantenreich geschleudert und Mutter Janet (Michelle Pfeiffer) gibt das weiße Kaninchen: Sie rennt mit der Gruppe von einer Gefahr zur nächsten, weil für Erklärungen angeblich keine Zeit sei. Kurz staunen, manchmal kämpfen, weiterlaufen, nächstes Event. In dieser Eile wird nur dasnotwendige Minimum an Themen aufgegriffen und schnell wieder fallen gelassen: Ab wann wird Aktivismus zur Rebellion? Ab wann Rebellion zum Terrorismus? Und was hat das alles damit zu tun, ein guter Elternteil zu sein? Viele dieser Ideen sind derart halbgar ausformuliert, dass es besser ist, gar nicht erst darüber nachzudenken. Wer die erste Hälfte des Films genießen will, muss Lust auf den Ritt durchs Quantenreich haben, oder wird zurückgelassen.

Wer hingegen die zweite Hälfte genießen will, muss hauptsächlich Lust auf eine andere Sache haben: Kang! Jonathan Majors gibt sich, nach einem kurzen Vorgeschmack in der Loki-Serie, endlich die Leinwandehre als neuer Antagonist für kommende Jahre. Regisseur Payton Reed gibt als Inspiration Apocalypse Now an und so dreist das klingt, ist zumindest die Struktur

erkennbar: Nachdem viel über „den Eroberer“ geraunt wird, kommt der Film plötzlich zum Stillstand und verbringt viel Zeit damit, seinen Nemesis überlebensgroß zu inszenieren. Trotz einer gewissen Substanzlosigkeit gehören die Szenen mit Kang zu den Highlights des Filmes, wenn auch nur aus dem Grund, dass Jonathan Majors weiß, wie während langer Monologe die Leinwand auszufüllen ist und sichtlich Spaß an seiner Rolle hat. Im Unterschied zu Marlon Brando werden ihm aber gewichtige Szenen voller moralphilosophischer Dilemmata verwehrt und durch große Schlachten mit Explosionen ersetzt.

Das Konzept „Alice im Wunderland trifft Apocalypse Now als actiongeladenes Disney-Remake“ klingt wie eine Schreibaufgabe für eine Chat-AI, und so ähnlich fühlt sich das Ergebnis dann auch an. Jedes Element wirkt austauschbar: Das Quantenreich ist ein Mischmasch aus Science-Fiction-Konzepten, die Kräfte des Zeitreisenden Kang basieren auf undefinierter Zukunftstechnologie, die immer das kann, was die nächste Actionsequenz braucht, und Ant-Mans Fähigkeiten wirken im Quantenreich seltsam deplatziert. Der Kang aus Loki ist nicht der gleiche Kang wie bei Ant-Man und wenn für den nächsten Avengers-Film ein neuer gebraucht wird, findet man sicher einen mit anderem Kostüm, anderer Backstory oder anderen Kräften. Vielleicht existiert im Multiversum eine Welt, in der Iron Man der Star von Quantumania ist. Es würde wenig ändern. Es ist ein Kino der Beliebigkeit, das von Augenblick zu Augenblick lebt.

Blickt man jedoch vom Marvel-Makrokosmos zurück auf den Ant-Man-Mikrokosmos, fällt auf, dass Quantumania all diese Unzulänglichkeiten umarmt und aus seinen Bugs einen kribbligen Ameisenhaufen des leichten Entertainments bastelt. Der Film schlägt mit einer Dynamik auf, die an die Ungezwungenheit der frühen Marvel-Filme erinnert und scheint damit zu proklamieren: Nach all den kleinen Experimenten der letzten Phase gehen wir zurück zu einem bewährten Rezept, das ohne große Schnörkel einfach Spaß machen soll. Marvel-Fans sollten auf ihre Kosten kommen und sich anschließend auf die nächsten Ausflüge ins Multiversum freuen. Alle anderen dürften sich an Martin Scorseses umstrittene Äußerung erinnert fühlen, Marvel-Filme seien wie ein Vergnügungspark. Dieser Vergleich ist zwar schon vier Jahre alt, aber solange Marvel immer die gleichen Filme macht, müssen sie sich eben auch die gleiche Kritik gefallen lassen: Quantumania fühlt sich an, wie eine wilde Achterbahnfahrt, die zügig beginnt, und dessen schönste Loopings sich durch das quirlige Quantenreich und um dessen Breakout-Star Jonathan Majors winden. Für kurzweilige Unterhaltung und etwas Bauchkribbeln reicht es.

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